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Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)

Im Verlauf der Schwangerschaft erhöht sich der Energiebedarf für Mutter und Kind. Insbesondere in der zweiten Schwangerschaftshälfte produziert der Körper größere Mengen an Schwangerschaftshormonen (z. B. Östrogen, Gestagen, HCG): Diese sorgen unter anderem dafür, dass größere Energiemengen in Form von Glukose freigesetzt werden. Mit dem Mehr an Glukose wächst der Bedarf an Insulin, das diesen Treibstoff aus dem Blutstrom in die Zellen bringt und gleichzeitig die Konzentration des Zuckers im Blut senkt. Darüber hinaus funktionieren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel die Insulinrezeptoren schlechter, wodurch weniger Glukose in die Zellen aufgenommen werden kann. Im Normalfall gibt die Bauchspeicheldrüse sofort mehr Insulin ab, wenn der Blutzuckerspiegel steigt. Bei etwa vier Prozent der Schwangeren reicht jedoch die Insulinproduktion nicht mehr aus, es entsteht ein Gestationsdiabetes.

Hauptrisiko Übergewicht

Häufig betrifft Schwangerschaftsdiabetes Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft einen Body-Mass-Index (BMI) von über 27 hatten, sowie Frauen, in deren Familien Diabetes Typ 2 vorkommt. Wenn die Schwangere bei einer früheren Schwangerschaft bereits einen Gestationsdiabetes hatte, ein früheres Kind bei der Geburt über 4.500 Gramm wog oder sie schon einmal eine späte Fehlgeburt erlitten hat, ist das Risiko für das Auftreten von Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Auch Schwangere, die älter als 35 Jahre sind, werden zu den Risikogruppen gezählt.

Mögliche Komplikationen

In den meisten Fällen verläuft ein Schwangerschaftsdiabetes von der Mutter selbst anfänglich unbemerkt. Die Behandlung ist jedoch wichtig, um schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind zu vermeiden. Neben einem erhöhten Frühgeburtsrisiko steigt durch Gestationsdiabetes auch die Wahrscheinlichkeit für:

  • Harnwegs- oder Scheidenentzündungen (diese steigern das Risiko einer Frühgeburt zusätzlich) 
  • Bluthochdruck mit der möglichen Folge von Präeklampsie, Eklampsie oder dem HELLP-Syndrom 
  • ein überdurchschnittliches und zu schnelles Wachstum des Babys (Makrosomie) mit Komplikationen bei der Geburt als möglicher Folge 
  • Unterzuckerungen oder einem Atemnotsyndrom beim Neugeborenen 
  • Fehlbildungen bei in der Frühschwangerschaft einsetzendem Schwangerschaftsdiabetes
  • Diabetes mellitus beim Kind

Diagnose, Behandlung und Selbsthilfemaßnahmen

Da die werdende Mutter selbst lange gar keine Symptome bemerkt, kommt den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft eine wesentliche Bedeutung zu.

Ist ein Risiko bekannt, wird bereits am Beginn der Schwangerschaft eine Blutzuckeruntersuchung vorgenommen. Bei positivem Befund erfolgt die Betreuung durch einen Diabetologen.

Während der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche wird allen Schwangeren im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge ein Diabetessuchtest angeboten. Bei auffälligem Ergebnis folgt ein sogenannter oraler Glukosetoleranztest (OGTT).

Auch wenn die Diagnose die werdende Mutter aus heiterem Himmel trifft: Die allermeisten Kinder kommen trotz Gestationsdiabetes gesund zur Welt – wenn die Erkrankung erkannt und behandelt wird.

Schwangere können selbst eine ganze Menge tun, um ihre Blutzuckerwerte zu senken. Eine gezielte Gewichtsabnahme während der Schwangerschaft ist nicht zu empfehlen, doch meist reichen dazu schon mehr Bewegung und eine Umstellung der Ernährung aus:

  • Bewusst und abwechslungsreich essen: wenig Fett und Süßes, mehr Gemüse und Vollwertiges
  • Ausreichend trinken: täglich mindestens zwei Liter Wasser
  • Runter von der Couch: flotte Spaziergänge von jeweils 30 Minuten dreimal pro Woche, Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren, Gymnastik, Yoga

Lässt sich der Blutzuckerspiegel auf diese Weise nicht senken, wird es in Ausnahmefällen auch für Schwangere notwendig, Insulin zu spritzen.

Stillen schützt auch Mütter

Meist kommt es nach der Schwangerschaft von allein zu einer Normalisierung der Blutzuckerwerte. Die Mutter hat nach einem Schwangerschaftsdiabetes jedoch ein dauerhaft erhöhtes Risiko, später an einem Diabetes mellitus zu erkranken. Studien haben ergeben, dass Stillen das langfristige Diabetesrisiko um mehr als 40 Prozent senkt. Dabei ist die Dauer entscheidend: Der schützende Effekt ist besonders bei denjenigen Frauen ausgeprägt, die ihre Kinder länger als drei Monate gestillt haben. Darüber hinaus können Gewichtsregulierung und regelmäßige körperliche Aktivität helfen, die Entwicklung von Diabetes zu verhindern.

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