Die Schilddrüsenzellen produzieren Schilddrüsenhormone, die Energiestoffwechsel und Aktivität des Gesamtorganismus regulieren und auch das Wachstum einzelner Zellen beeinflussen.
In Deutschland kann bei ca. 40% der Bevölkerung eine Vergrößerung der Schilddrüse nachgewiesen werden. Knoten in der Schilddrüse treten dabei häufiger bei Frauen (ca. 50%) als bei Männern (ca. 30%) auf. Aber nicht alle nachweisbaren Veränderungen haben auch einen Krankheitswert und schon gar nicht müssen alle operiert werden.
Mit verantwortlich für viele Veränderungen war in der Vergangenheit der Jodmangel, der in Deutschland herrschte. Neueste Daten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft weisen Deutschland mittlerweile nicht mehr als Jodmangelgebiet aus, auch wenn die Versorgung der Bevölkerung besser sein könnte. Immerhin nehmen 30% der Deutschen nicht genug Jod über die Nahrung auf.
Die Böden in vielen Gegenden der Welt, auch in Deutschland sind jodarm, daher enthalten auch die dort gewachsenen Nahrungsmittel zu wenig Jod, das die Schilddrüse zur Produktion von Schilddrüsenhormon braucht. Jod findet sich Lebensmitteln aus dem Meer (Seefisch, Meeresfrüchte, Meeralgen). Viele Menschen nehmen jedoch über die Nahrung immer noch zu wenig Jod zu sich.
Jeder Mensch ist anders, aber in der Regel liegt die Größe des Schilddrüsenvolumens bei einer Frau bei ca. 18 ml, bei einem Mann bei ca. 25 ml. Derzeit bestehen keine nennenswerten Unterschiede zwischen Bayern und Norddeutschland, was die Häufigkeit von Schilddrüsenvergrößerungen angeht.
Der Kropf ist eine Vergrößerung der Schilddrüse mit oder ohne Knotenbildung. Im medizinischen Sprachgebrauch wird diese Struma genannt. Der Jodmangel hat eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer solchen Struma. Allerdings gibt es zusätzlich häufig eine familiäre genetische – also erblich bedingte – Veranlagung zur Kropfbildung. Kommen beide Faktoren zusammen, so können sich schon im Pubertätsalter behandlungsbedürftige Schilddrüsenvergrößerungen entwickeln.
Das Schilddrüsenhormon ist im Gegensatz zu vielen anderen Hormonen eigentlich eine sehr einfache biochemische Verbindung. Es besteht aus einer einfachen Aminosäure (kleinster Eiweißbaustein) namens Tyrosin. In der Schilddrüsenzelle wird das Tyrosin mit drei beziehungsweise vier Jodatomen verknüpft. Das Ergebnis sind die Schilddrüsenhormone T3 und T4.
Bei drohendem jodmangelbedingten Hormonmangel hilft sich die Schilddrüse zunächst selbst. Wachstumsfaktoren sorgen dafür, dass sich die Schilddrüsenzellen teilen und größer werden. Dadurch können wieder ausreichend Hormone produziert werden. Dies ist grundsätzlich ein vernünftiger Schutzmechanismus, allerdings entsteht nach einer Zeit auf diese Weise eine Schilddrüsenvergrößerung, häufig gepaart mit einer Knotenbildung. Ein Teil dieser Knoten entwickelt sich zu „kalten“, ein anderer Teil wird zu „heißen“ Knoten.
Ein kalter Knoten ist hormoninaktiv. Er produziert keine Schilddrüsenhormone. Ein heißer Knoten ist hormonüberaktiv und produziert zu viele Hormone.
Die Entstehung von Schilddrüsenknoten ist noch nicht vollständig verstanden. Einerseits spielt ein Jodmangel bei vielen Knoten eine Rolle, andererseits kann jedoch auch eine spontan aufgetretene Veränderung in einer einzelnen Schilddrüsenzelle verantwortlich sein. Diese Veränderung in der Erbsubstanz der betroffenen Zelle kann zu einer hormonüberaktiven „heißen“ Zelle, aber auch zu einer hormoninaktiven „kalten“ Zelle führen. Durch die jodmangelbedingte Zellteilung im Rahmen des Schutzmechanismus der Schilddrüse entwickelt sich dann allmählich aus einer genetisch veränderten Zelle ein heißer oder kalter Knoten.
Wichtigste Therapie ist die Vermeidung einer Schilddrüsenvergrößerung durch ausreichende Jodzufuhr. Bei bereits bestehender Schilddrüsenvergrößerung kann im frühen Stadium eine Therapie mit Jodid ggf. in der Kombination mit Schilddrüsenhormon versucht werden um die Schilddrüsengröße wieder zu normalisieren, jedoch zeigen Studien, dass diese Maßnahmen meist zu spät kommen und spätestens nach einem Jahr wieder reevaluiert werden sollten. Bei Schilddrüsenvergrößerungen, die zu einer Beeinträchtigung des Patienten führt (z.B. bei Luftnot oder Schluckstörungen) ist in vielen Fällen eine operative Behandlung erforderlich.
Bei Autoimmunerkrankungen wehrt sich die Körperabwehr gegen den eigenen Körper, indem sie Antikörper produziert. Die Anlage zur Autoimmunerkrankungen hat eine erbliche Komponente, die auslösenden Faktoren sind jedoch noch nicht vollständig verstanden und Gegenstand der Forschung. Autoimmune Erkrankungen der Schilddrüse sind sehr häufig, Frauen sind hierbei deutlich häufiger Betroffen als Männer. Viele Autoimmunerkrankungen verlaufen in Schüben.
Man unterscheidet zwei Hauptformen der Schilddrüsenautoimmunerkrankungen:
Der M. Hashimoto zeigt Antikörper, die zu Zerstörung von Schilddrüsengewebe führt und in der Folge zu Über-bzw. Unterfunktionen der Schilddrüse führen kann mit einer für die Patienten z.T. stark beeinträchtigenden Symptomatik wie Hitze-bzw. Kältegefühl, Gewichtsveränderungen, Konzentrationsstörungen und viele andere mehr. Hier ist in der Regel eine differenzierte Therapie erforderlich.
Beim M. Basedow sind Antikörper nachweisbar, die die Schilddrüsenfunktion aktivieren und damit zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen, die z.T. lebensbedrohlich sein kann und daher immer zusammen mit einer spezialisierten Einrichtung therapiert werden sollte. Viele Patienten weisen eine Mitbeteiligung der Augen auf (endokrine Orbitopathie), die mit Schwellungen der Lider, Augenrötung und Sehstörungen einhergehen können, die die Lebensqualität der Patienten deutlich einschränken können. Bei frühzeitiger und korrekter Therapie heilen mehr als 50% der Basedowerkrankungen vollständig aus.
Wir wissen, dass zu wenig Jod nachteilig ist. Zu viel Jod kann allerdings unter bestimmten Umständen auch ungünstig sein. Nehmen Menschen mit einem hormonüberaktiven heißen Knoten zu viel Jod auf, kann dadurch eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen hervorgerufen werden. Hierbei kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Größere Jodmengen können auch zu einer verstärkten Bildung von Auto-Antikörpern gegen die Schilddrüse führen. Dadurch kann bei entsprechender erblicher Veranlagung eine Autoimmunthyreoiditis, also eine schmerzlos verlaufende Unterfunktion, ausgelöst werden.
Der Jodbedarf des Menschen liegt zwischen 150 und 250 Mikrogramm pro Tag. Über die Nahrung führen wir heute durch die Jodierung vieler Nahrungsmittel zwischen 120 und 180 µg zu. Vor ca. 25 Jahren lag die tägliche Jodaufnahme bei etwa 60 µg pro Tag. Dieser Jodmangel hat besonders bei entsprechender erblicher Veranlagung zur Bildung von Schilddrüsenvergrößerungen geführt. Durch die deutliche Verbesserung der Jodversorgung ist die Zahl der Schilddrüsenvergrößerungen und damit auch der Knotenbildungen bei jüngeren Menschen inzwischen deutlich zurückgegangen.
Jodmangel ist ausgesprochen ungünstig für die Schilddrüse und entscheidend für die große Zahl von Schilddrüsenvergrößerungen verantwortlich. Ein frühzeitiger Ausgleich des Jodmangels ist in keinem Falle schädlich, sondern im Gegenteil ausgesprochen wichtig.
Eine ständige überhöhte Jodzufuhr ist allerdings nicht wünschenswert, da dadurch schon bestehende Autonomien verstärkt werden können: Heiße Knoten produzieren dann mehr Schilddrüsenhormon, was zu einer behandlungsbedürftigen Überfunktion führen kann. Außerdem können durch zu viel Jod langfristig Unterfunktionen ausgelöst werden. Langfristige Jodaufnahmen über 300 µg pro Tag sollten daher vermieden werden. Bei der heute üblichen Jodierung von Nahrungsmitteln und der Verwendung von Jodsalz im Haushalt kommt es in den vielen Fällen nicht zum Ausgleich des nötigen Jodbedarfs, weshalb die Jodmangelerkrankugen in den letzten Jahren wieder zugenommen haben.
Meist führt das mit der Nahrung zugeführte Jod auch nicht zum Auslösen einer Schilddrüsenüberfunktion, jedoch sollten Patienten mit heißen Knoten große Jodmengen meiden, insbesondere bei ist Vorsicht geboten bei Jodhaltigen Kontrast- und Desinfektionsmitteln.
Das ist zunächst einmal gar nicht schlimm. In erfahrenen Zentren ist die Operation eine schonende und die Patienten können nach ca. drei Tagen wieder entlassen werden.
Bei der Operation einer Knotenstruma liegt das Risiko für das Auftreten einer Stimmbandnerv-Verletzung bei ca. 5%. In den meisten Fällen bildet sich diese nach etwa zwei Monaten wieder zurück. Um das Risiko einer Nerv-Verletzung zu senken, sollte ein sogenanntes Neuromonitoring eingesetzt werden und der Operateur oder die Operateurin bei der Operation eine Lupenbrille tragen. Fragen Sie ruhig bei dem Aufklärungsgespräch danach!
Ein weiteres besonderes Augenmerk gilt den Nebenschilddrüsen, die für den Calciumhaushalt verantwortlich sind. Werden diese bei der Operation verletzt kann es zu Calciumabfällen kommen. Diese Calciumabfälle erfordern eine spezialisierte Therapie mit aktiviertem Vitamin D und Calciumbrausen und bilden sich jedoch oft rasch zurück. Neben der Kenntnis über die übliche Lage, werden die Nebenschilddrüsen am besten durch den Einsatz einer Lupenbrille geschützt.
Üblicherweise stellt sich spätestens am Morgen der Operation Ihre Operateurin oder Ihr Operateur bei Ihnen vor und zeichnet die Schnittführung an. Kurz vor der Operation werden Sie von einer Pflegekraft vorbereitet und bekommen ein Beruhigungsmittel. Nach der Operation kommen Sie in den Aufwachraum und, sobald Sie wieder wach sind, auf Ihr Zimmer der Normalstation.
Üblicherweise werden keine Drainageschläuche in den Hals gelegt. Auf der Station kümmert sich das Pflegepersonal um Sie und gibt Ihnen auch die von Ihrem/r Operateur/in verordneten Schmerzmittel. Niemand muss Schmerzen erleiden! Manche Patienten finden es nach der Operation sehr angenehm, wenn sie den Hals mit Kälte behandeln können. Das Pflegepersonal bringt Ihnen gerne spezielle Kühlkissen, die Sie auf den Hals legen können.
Wundversorgung: Ihre Wunde wird mit einem selbstauflösenden Nahtmaterial vernäht und zusätzlich geklebt. Ab dem dritten Tag nach der Operation spricht nichts mehr gegen Duschen, es darf jedes Duschgel verwendet werden. Allerdings sollten Sie nicht auf der Wunde reiben – die noch vorhandenen kleinen Blutkrusten lösen sich mit der Zeit von selbst ab. Baden ist ebenfalls erlaubt, wenn die Wunde nicht mit eingetaucht wird. Sofern Sie in den Sommermonaten operiert werden, sollten Sie UV-Strahlung möglichst vermeiden und bei Sonneneinstrahlung für vier bis sechs Wochen ein Tuch um den Hals tragen. Auch Schwimmen ist in den ersten vier Wochen nach der Operation nicht ratsam.
Körperliche Schonung: Sie können leichten Tätigkeiten nachgehen, spazieren gehen und nach einigen Tagen auch wieder Fahrrad beziehungsweise Auto fahren. Eine Sportpause empfiehlt sich für mindestens zwei Wochen, danach können sportliche Tätigkeiten wieder aufgenommen werden. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit hängt von Ihrer beruflichen Tätigkeit ab. Über diese sprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt.
Medikamente nach der Operation: Je nach Ausmaß der bei Ihnen durchgeführten Operation wir Ihnen abhängig von der Restfunktion des Schilddrüsengewebes entweder die Einnahme von etwas Jod eine Hormoneinnahme empfehlen. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Operation sollten Ihre Hormonwerte dann kontrolliert werden, um je nach Befund für Sie die richtige Dosierung zu bestimmen. Während der Hormoneinnahme sollten Sie auf ein paar Dinge achten: Versuchen Sie, die Tabletteneinnahme nicht zu unterbrechen. Nehmen Sie Ihre Tabletten bitte immer zum gleichen Zeitpunkt – möglichst ca. 30 Minuten vor dem Frühstück – ein.